*1968 in Göttingen, Deutschland

Ausbildung

1992–1998, Hochschule für bildende Künste, Hamburg, Bachelor of Fine Arts

Auszeichnungen (Auswahl)

2015, Kunstpreis Finkenwerder

2013, Heitland Foundation Award

 

Mit seinem Gespür für Widersprüche und das Absurde deckt Christian Jankowski gesellschaftliche Dynamiken zwischen Kunst, Kultur, Unterhaltungsindustrie und globaler Marktwirtschaft auf. Im Metzlerpark räumt der Künstler nun mit Konventionen der Erinnerungskultur sowie des Bau- und Kunstbetriebs auf. Seine Skulptur Bodybuilding (Mies van der Rohe) ist äußerlich als archaische Behausung getarnt und gibt sich erst im Inneren als Reflexion über ein mögliches Ehrendenkmal für einen wegweisenden Architekten zu erkennen.

Jankowskis Arbeit wirkt zunächst unscheinbar. Zu sehen sind ein Teich, ein Hügel und eine eiförmige Betonform, die durch einen breiten Spalt betreten werden kann. Im Übergang vom Außen- zum Innenraum offenbart sich dabei, was die Struktur verbirgt: Im Querschnitt der Außenwand lässt sich – als wäre ein riesiger Kopf um 360 Grad um die eigene Achse gedreht worden – das Profil eines Gesichts erkennen. Die Auswölbungen von Stirn, Nase, Mund und Kinn definieren das innere Raumvolumen und zeichnen dabei – der Titel lässt es vermuten – keinesfalls ein beliebiges Haupt, sondern das von Mies van der Rohe, einer Ikone der modernen Architektur, nach.

Das Monument hat dabei auffällig wenig mit der revolutionären Formensprache des Architekten gemein. Der Bau wirkt massiv. Die Form organisch, nicht kubisch. Kein Stahlgerüst, keine Glasfassade erinnert an das, was allgemein mit van der Rohes Werk assoziiert wird. Jankowskis konzeptuelle und bildhauerische Transferleistung erschließt sich erst im Hinblick auf die konventionell figürlichen Bronzedenkmäler, die den „Schwergewichten“ der modernen Architektur weltweit gewidmet werden: So dient für diese Skulptur eine 2012 zu Ehren von Mies van der Rohe in Berlin-Moabit aufgestellte und von Rolf Biebl gestaltete Bronzebüste als Ausgangspunkt. Biebls Abbild des Architekten schreibt sich als Leerraum in Jankowskis Wohnskulptur ein und gestaltet sich damit ebenso luftig und transparent wie van der Rohes Architekturen. Die ornamentale Anmutung, die sich aus der scherenschnittartigen Silhouette ergibt, bleibt – vielleicht als versteckte Anspielung auf die Anfänge des Architekten, der unter anderem als Zeichner für Stuckelemente tätig war – im Inneren verborgen. Mies van der Rohes Antlitz wird bei Jankowski schließlich zum Baukörper, zur Architektur selbst. Die Gestaltung von Bodybuilding (Mies van der Rohe) folgt dabei dem Diktum der modernen Architektur Form follows function und leitet sich aus dem bildhauerischen Prozess ab: Für den Betonguss wurde eine Kuhle gegraben und anschließend mit Wasser gefüllt. Die ausgehobene Erde formt einen Hügel. Der Kuppelbau entspräche der Gussform einer riesigen Bronzebüste. Auch das Baumaterial, der Beton, lässt sich schließlich als Verweis auf die Moderne verstehen.

In unmittelbarer Nähe der Skulptur kündigt eine Bautafel an, dass Jankowskis Konzept der Bodybuildings zu einer ganzen „Architektensiedlung“ mit unter anderem Bodybuilding (Frank Lloyd Wright) und Bodybuilding (Le Corbusier) erweitert wird. Als Prototyp demonstriert hier bereits Bodybuilding (Mies van der Rohe), wie der statische Begriff des Denkmals neu gedacht und belebt werden kann: Eine kreisrunde Öffnung in der Kuppel erinnert an das Pantheon als einen Ort der Götter, dient jedoch ganz profan als Rauchabzug für die darunter liegende Feuerstelle. Wird das Monument bei Nacht beheizt, materialisiert sich das Haupt von Mies van der Rohe als Lichtskulptur und der brillante Kopf leuchtet auf.     

Lydia Korndörfer

 

Ermöglicht mit freundlicher Unterstützung von:

Friedhelm Dorndorf, Dyckerhoff GmbH, Lisson Gallery, Ralf Gröninger Büro für Tragwerksplanung, Bauunternehmen Schmidt-Diehler, Hubertus von der Wense Garten-und Landschaftsbau, Gießerei Blöcher, Weimer Bau GmbH, Oliver Heinzenberger und Freunde, Tillmann Hanel