photo: Clara Joy

*1933 in New York, NY, USA

Ausbildung

1956, Pratt Institute, Brooklyn, NY, Bachelor of Fine Arts

Auszeichnungen (Auswahl)

2003, Anonymous Was a Woman Award

1968, Guggenheim Fellowship

 

A house of dust
On open ground
Lit by natural light
Inhabited by friends and enemies
Alison Knowles, The House of Dust, 1967

 

Alison Knowles gehört zu den Pionier:innen der Fluxus-Bewegung, die sich zu Beginn der 1960er Jahre zwischen Wiesbaden, Köln, Düsseldorf, Darmstadt, Tokio und New York formierte. Mehrmals war die Künstlerin zu Gast in Wiesbaden, wo sie zuletzt anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Fluxus-Bewegung und im Rahmen des Festivals Fluxus 50 performte. Nun kehrt Knowles mit einem ihrer Schlüsselwerke zurück. Auf dem Kranzplatz am Kochbrunnen ist die jüngste Iteration ihres Projekts The House of Dust zu sehen.

1967 schuf Knowles in Zusammenarbeit mit dem Komponisten James Tenney ein frühes Beispiel für computergenerierte Poesie und künstliche Intelligenz. Als Grundlage dienten vier von der Künstlerin verfasste Listen, die mit kurzen Wortfolgen ein Haus beschreiben – den Haustyp und das Baumaterial (1), die Beleuchtung (2), den Standort oder die umgebende Situation (3), und die Bewohner:innen (4). Die Satzfragmente wurden mit der Programmiersprache FORTRAN IV kodiert und von einem Siemenscomputer des Polytechnischen Instituts in Brooklyn in ein 50 Seiten langes Dokument zufällig entstandener, computerbasierter Gedichte transformiert. 1968 fasste Knowles den Entschluss, einen dieser so entstandenen vierzeiligen Scores in einen Bau umzusetzen. In den folgenden Jahren entstanden, dank eines Stipendiums des Guggenheim Museums, zwei Architekturen, die 1970 mit der Künstlerin und mit dem Zug von New York ans California Institute of the Arts (CalArts) umzogen. Knowles nutzte die organischen Strukturen dort nicht nur mit ihren Student:innen, sondern auch, um andere Künstler:innen einzuladen, im The House of Dust zu performen oder neue Werke zu schaffen.

Mehr als fünfzig Jahre nach der Gründung der Fluxus-Bewegung und der Entstehung von Knowles Gedicht ist mit The House of Dust, 1967, 2021 nun erstmals eine architektonische Iteration in Deutschland zu sehen. Dabei scheint es, als habe das Projekt nur auf diesen Stand des technischen Fortschritts gewartet: Wie in den 1960er Jahren werden auch in Wiesbaden der Computer zum Akteur und die Maschine zum Schöpfer. Doch während damals ein Gedicht ausgedruckt wurde, wird heute die gesamte muschelförmige Lehmstruktur mittels 3D-Druck hergestellt. Der Entstehungsprozess wird zur zeitgenössischen Fluxus-Erfahrung und stellt eine der Aktivierungen von Knowles Computer-Poesie dar, die im Laufe der Ausstellung beobachtet werden können.

Lydia Korndörfer

 

Ermöglicht mit freundlicher Unterstützung von:

Aachener Grundvermögen KVG, Café del Sol, Brigitte und Volker Eisenmann, Fluxeum Wiesbaden, James Fuentes Gallery, Karrié Bau, Landeshauptstadt Wiesbaden Kulturamt, Elke und Peter Ressel, Schmitt + Thielmann Ingenieurgesellschaft mbH, Stiftung Kaufmanns-Erholungsheime, Team Bau GmbH, Mieke und Jan Teunen, WASP, Zaeske Architekten BDA. Ausgezeichnet durch “kulturMut” – die Crowdfunding-Plattform von Aventis Foundation und Kulturfonds Frankfurt RheinMain